03.03.2015

Bedürfnis und Realität

Nach dem Staatsexamen werde ich 50% als Assistenzärztin arbeiten. Solche Stellen sind zwar kaum ausgeschrieben, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass auch Blindbewerbungen an die jeweiligen Spitäler mit diesem Wunsch berücksichtigt werden. So habe ich auch meine zukünftige Assistenzarztstelle gefunden (mit gerade mal einer einzigen Bewerbung).

Was ja bereits gut ist. Nur: für die 50% Stelle, muss die Bewerberin oft selber die dazugehörige Stellenpartnerin suchen. Falls keine Stellenpartnerin, keine Stelle. Dafür gibt es langsam glücklicherweise einige Anlaufstellen im Internet, wie beispielsweise hier. Diese erste Hürde muss bei den meisten Spitälern also zuerst geschafft werden. Anschliessend gilt es, die Kinderbetreuung zu koordinieren. In den allermeisten Fällen ist die Teilzeitarbeit so aufgeteilt: Vollzeit für (1-) 2 Wochen, frei für (1-) 2 Wochen. Kitas bieten dieses Modell leider nicht an. Und auch bei ganz kleinen Kinder hätte ich kein gutes Gefühl dabei. Zusätzlich wird meist gefordert, die ersten 3 Monate zur Einarbeitung Vollzeit zu arbeiten. Was aus Kliniksicht auch sinnvoll ist. Für einen Einstieg direkt nach Mutterschaftsurlaub aber doch eher schwierig.

Nicht überraschend steigen deshalb viele Ärztinnen nach der Mutterschaftspause nicht mehr in den Beruf ein. Laut einem Artikel der NZZ (erschienen am 5. Februar 2015) steigen Ärztinnen vorübergehend oder dauerhaft aus dem Beruf aus -  insgesamt 2000- 3000 Ärztinnen. Wer den ganzen Artikel lesen möchte hat hier den Link dazu: er ist sehr zu empfehlen.

Aber immerhin, es gibt sie, die Teilzeitstellen. Und die Nachfrage steigt auch immer mehr. Nicht nur unter Mütter/ Väter, sondern auch Assistenzärzten ohne Familie. In meinem Umfeld beispielsweise um daneben die Dissertation (in der Medizin meist unbezahlt) zu schreiben und dennoch unabhängig von den Eltern zu leben.

Jedoch habe ich auch Assistenzärzte kennengelernt, die zwar Teilzeit arbeiten, aber dennoch (nach meinem Erachten) kein pralles Sozialleben führen können. Eine traurige Überraschung für mich. Was ich bisher herausgefunden habe, ist der Grund die zeitintensive Weiterbildung, die in die Freizeit gelegt wird. Ob dies bei allen Fachrichtungen so aussieht, das werde ich während meinem praktischen Jahr noch herausfinden....

Wie auch immer: das Bedürfnis nach Teilzeitarbeit steigt unter den zukünftigen Ärzten. Wieviele dieses Modell dann auch wirklich bei ihren Vorgesetzten durchsetzen können (und wollen) bleibt dahingestellt. Dies habe ich in einer Umfrage unter Medizinstudenten 2011/12 (diese Umfrage war nicht ein freiwilliger Zeitvertreib sondern meine Masterarbeit - und befragt wurden immerhin 561 Studierende) untersucht. Es zeigte sich, dass bereits mehr als jede/r Fünfte während der Assistenzzeit (also vor dem FMH Titel) Teilzeit arbeiten möchte. Nach der Assistenzzeit sogar jede/r Zweite. Die zukünftige Ärztegeneration möchte also nicht das vorgelebte 60h-Wochen-Modell der Vorgänger weiterziehen... Endlich, möchte ich sagen!!

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